1924 AUFNAHME DES STUDIUMS AM BAUHAUS IN WEIMAR​

Die erste große öffentliche Ausstellung der Staatlichen Bauhaus-Schule 1923 beeindruckte Marianne Brandt dermaßen, dass sie sich von ihrer bisherigen Malerei abwandte und ihre bisherigen Bilder fast ausnahmslos zerstörte. Geradezu magisch fühlte sie sich vom Baushaus angezogen und schrieb sich zum 1. Januar 1924 dort ein. Sie nahm Unterricht in Werk- und Materiallehre bei Josef Albers (1888-1976) und László Moholy-Nagy, künstlerischer Gestaltung bei Wassily Kandinsky (1866-1944) und Paul Klee (1879-1940). Der Art der Malerei am Bauhaus fühlte sie sich nicht verbunden. Die Arbeit in der Holzklasse war ihr körperlich zu schwer. Auf Empfehlung von László Moholy-Nagy entschied sie sich für die Metallwerkstatt.

Die Schulleitung einschließlich Direktor Gropius sah Frauen am liebsten in der Weberei. Doch die Atmosphäre dort sagte Marianne nicht zu. Lászlo Moholy-Nagy, der Leiter der Metallwerkstatt, wurde für sie ein wichtiger Fürsprecher und Mentor. Er machte ihr Mut für die Ausbildung in der Metallwerkstatt, wo sie anfangs als Frau gar nicht gern gesehen war und mancherlei Schikanen ausgesetz wurde. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Und schnell stellte sich Erfolg ein.

1924, bereits im ersten Jahr in der Metallwerkstatt, entstanden als „Lehrlingsarbeiten“ die legendären Entwürfe wie das Tee-Extraktkännchen MT49, 1998 auch auf einer Briefmarke der Deutschen Post verewigt wurde.

Dessau

Nach dem erzwungenen Umzug des Bauhauses im April 1925 von Weimar nach Dessau genehmigten Marianne und Erik Brandt sich erst einmal eine neunmonatige Auszeit in Paris. Im Frühjahr 1927 zurück in Dessau erhielt sie erstmalig eine bezahlte Anstellung als Mitarbeiterin der Metallwerkstatt.

Die Metallwerkstatt gehörte zu den ersten, schon im Gründungsjahr des Bauhauses eingerichteten Werkstätten. Stand die Werkstatt in Weimar unter Johannes Itten als Formmeister und Naum Slutzky als Werkstattleiter in der Tradition der Gold- und Silberschmiede und ab 1923 unter der Leitung László Moholy-Nagy wandelt sie sich in Dessau zu einem Laboratorium für Beleuchtungskörper und industriell produzierbare Metallmöbel und Bauinstallation.

Nach Moholy-Nagys Ausscheiden aus dem Bauhaus und somit auch als Leiter der Metallwerkstatt übernimmt Marianne Brandt deren Leitung ab dem Wintersemester 1928, allerdings nur noch kommissarisch, bis zu ihrem eigenen Fortgang von der Schule im Juni 1929. Es ist wohl ihre produktivste Zeit, in der sie sich für viele Kontakte zur Industrie verantwortet, die vor allem ihre Lampenentwürfe produziert.

Marianne Brandt, Schreibtischleuchte, 1928, produziert durch die Leipziger Fa. Kandem (Körting & Mathiesen A.G.). Foto: Ulf Dahl
Marianne Brandt. Deckenleuchte mit Opalglaskugel an Kettenaufhängung. 1926 für das Bauhaus entworfen, ab 1928/29 von der Fa. Schwintzer & Gräff in Serie produziert. Foto: Ulf Dahl