Briefe an den Chef – Anna Schlotterbeck als Gefangene des MfS in der Villa Esche

Vortrag in der Villa Esche

Donnerstag, 23. März 2023 19:00


Die Villa Esche blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. In den Jahren zwischen 1952 und 1963
nutzte das Ministerium für Staatssicherheit die Villa unter anderem als Lehr- und Ausbildungsstätte für
MfS-Mitglieder und wohl auch als Gefängnis. Von Februar bis August 1953 wurde Anna Schlotterbeck
als angebliche Agentin gefangen gehalten. Schlotterbeck, geboren 1902, war langjähriges KPD-Mitglied
und hatte die Zeit des Nationalsozialismus im Schweizer Exil verbracht. Im Zuge der Parteisäuberungen
der späten 1940er und frühen 1950er Jahre in der SED/KPD wurden Schlotterbeck und ihr Mann erst
aus der Partei ausgeschlossen und später ohne Haftbefehl festgenommen. Insgesamt verbrachte sie
drei Jahre in Gefangenschaft. Erst in der Villa Esche, darauffolgend in der zentralen
Untersuchungshaftanstalt des MfS in Berlin Hohenschönhausen und in der JVA Bützow-Dreibergen
(Rostock). Aus und über diese Zeit sind Selbstzeugnisse überliefert. Anhand von Briefen und
Erinnerungen, die Schlotterbeck während und nach ihrer Haft verfasste, blicken wir mit ihren Augen
auf die Villa und ihre Zeit der Haft.


Der Vortrag basiert auf einer biografischen Studie zu Anna Schlotterbeck, die Gundula Pohl im Zuge
ihres wissenschaftlichen Volontariats (2021-2022) im Bereich Forschung der Gedenkstätte Berlin-
Hohenschönhausen in den letzten zwei Jahren angefertigt hat. Erstmals werden darin verschiedene
Selbstzeugnisse Schlotterbecks ausgewertet und die unterschiedlichen Muster und Rollen analysiert,
die Schlotterbeck für sich selbst entwirft: als Parteisoldatin, als unschuldige Verhaftete, als Ehefrau
und Mutter. Die Studie wird 2023 publiziert.


Gundula Pohl (M.A.) ist seit dem 1. Januar 2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Public
History der Fernuniversität Hagen. Sie studierte Geschichte, Europäische Ethnologie und
Osteuropäische Kulturstudien in Berlin, Potsdam, Lublin und Sankt Petersburg.


Referentin: Gundula Pohl, Berlin


Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Henry van de Velde Gesellschaft Sachsen, der Marianne Brandt


Gesellschaft und dem Kulturforum der GGG
Eintritt 12 €; ermäßigt 7 €