Liebe Mitglieder der Marianne Brandt-Gesellschaft,
liebe Freundinnen und Freunde von Marianne Brandt,
Chemnitz ist in diesem Jahr gemeinsam mit Nova Gorica / Gorizia eine der Kulturhauptstädte Europas. Dies ist für die drei seit dem vergangenen Jahr im FORUM FÜR GESTALTUNG vereinten Einrichtungen Marianne Brandt-Gesellschaft e. V., Tankstelle Projektraum und Henry van de Velde Gesellschaft e. V. Verpflichtung zur weiteren konkreten Zusammenarbeit.


Zur Jahreshauptversammlung der Marianne Brandt-Gesellschaft e. V., die Anfang Februar stattfand, konnte der Vorstand interessante Gäste begrüßen: Dr. Ulrike Müller (Weimar), Autorin des Buches „Bauhausfrauen – Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design“, Susanne Ehmig (Gotha) und Professor Joachim Dimanski (Schmalkalden).
Frau Ehmig erwarb vor einigen Jahren das Haus in Gotha, in dem Marianne Brandt während ihrer Tätigkeit in der Metallwarenfabrik Ruppelwerk lebte. Erst 2019 erfuhr Frau Ehmig zufällig davon. Dort, im Erdgeschoss, plant sie einen Studienraum für Marianne Brandt einzurichten, denn in Gothas Stadtgeschichte sei Arbeit der Bauhauskünstlerin im Ruppelwerk ein „weißer Fleck“.
Die Gäste sind – wie auch der Vorstand der Marianne Brandt-Gesellschaft – sehr an einer überregionalen Zusammenarbeit, einem gemeinsamen Verein mit Sitz in Chemnitz und Gotha interessiert.


Ebenfalls zu Gast war Eckart Böhme aus Rochlitz, ein ehemaliger Nachbar Marianne Brandts. Sein Erlebnisbericht bewegte alle Zuhörenden. 1974 zog er in die Wohnung neben Marianne Brandt und Fräulein Johanna Liebe (Mariannes Schwester) ein. Erst nach der Wende wurde Herrn Böhme bewusst, wer seine Nachbarinnen waren. Die Schwestern lebten sehr bescheiden. Auf dem Fußboden in der Wohnung lagen Berge von Büchern, durch die man sich einen Weg bahnen musste. An sonnigen Tagen ging Marianne mit einem großen Sonnenhut spazieren oder setzt sich mit einem Buch schon am Morgen in den Garten. Sie war eine schweigsame Frau, die ihren jungen Nachbarn gelegentlich um Unterstützung bat – beim Auswechseln einer Glühbirne oder dem Öffnen einer Weinflasche. Da sie keinen Fernseher hatte, bat sie ihn eines Tages, eine Sendung über das Bauhaus bei ihm ansehen zu dürfen. Das war wohl 1975. Marianne schaute den Bericht schweigend an und ging wieder. Als sie 1977 ins Pflegeheim nach Kirchberg umgezogen war, wurde die Wohnung beräumt und alles, was sie nicht mitnehmen konnte oder wollte, wurde über das Fenster in einen Container entsorgt. Es wird deutlich, wie achtlos und unwissend die damalige Verwaltung von Karl-Marx-Stadt sowohl mit den Gestaltungstheorien des Bauhauses als auch mit einer seiner bedeutendsten Vertreterinnen noch 1977 umgegangen ist.
Herr Böhme schenkte der Gesellschaft zwei Bücher aus der Bibliothek Marianne Brandts.


Über die Pläne für 2025 sei heute schon mitgeteilt:
Hilfreich und bei den Besuchern sehr beliebt ist das immer besser funktionierende digitale Informationssystem mit interaktivem Touchscreen. Der Inhalt wird 2025 weiterhin ergänzt werden.
Ein digitales Laufschriftdisplay wurde bereits über der Eingangstür der Studienräume angebracht, um die Aufmerksamkeit von Passanten zu erreichen und sie zu aktuellen Themen, Daten und Ereignissen zu informieren.
Über weitere Vorhaben informieren wir Sie demnächst, vor allem über unsere Pläne zur Museumsnacht 2025, die unter dem Motto UNITED steht.
Wir werden uns bemühen, im Kulturhauptstadtjahr die Öffnungszeiten zu erweitern. Dies ist allerdings abhängig von der Höhe der institutionellen Förderung und unserer übrigen Haushaltszahlen.
Bleiben Sie uns gewogen!
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Marianne Brandt-Gesellschaft e. V.