1949-1951 Dozentur für Holz, Metall und Keramik an der Dresdner Hochschule für Werkkunst
Der Niederländer Mart Stam (1899-1986) arbeitete nach seiner Ausbildung als Tischler und Zeichenlehrer in berschiedenen Architekturbüros, so etwa bei Max Taut und Hans Poelzig.
1926 lädt ihn Ludig Mies van der Rohe zur Teilnahme an der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart ein, wo er ein Reihenhaus mit drei Wohneinheiten realisiert. Anschließend beschäftigt er sich in Frankfurt mit der Typisierung preiswerten Wohnraums. Im Windersemester 1928/29 ist Stam Gastprofessor für Städtebau am Bauhaus in Dessau.
Nach Stationen in der Sowjetunion, wo er sich mit Siedlungsbau beschäftigt, und in Amsterdam wird er 1948 zum Rektor der Staatlichen Hochschule für Werkkunst wied er Akademie der Bildenden Künste in Dresden berufen. Er folgt damit auf den Gründungsdirektor der Staatl. Hochschule für Werkkunst Will Grohmann. Grohmann war es, der sich bei der Suche nach Dozenten und Dozentinnen auf Empfehlung von László Moholy-Nagy an Marianne Brandt in Chemnitz wandte.
Nach Grohmanns Rücktritt 1948 nimmt Mart Stam den Kontakt zu Marianne Brandt wieder auf. Sie erscheint ihm qualifiziert, seine Idee einer an den Idealen des Bauhauses ausgerichtete „BAUSCHULE staatliche hochschule für freie und industrielle gestaltung“ mit ihren Erfahrungen in der Gestaltung industriell hergestellter Geräte zu stärken.
Mit der Berufung Marianne Brandts scheint Mart Stam die Reform der Dresdner Hochschule am ehesten möglich, hatte sie doch am Weimarer Bauhaus die Formensprache der frühen industriellen Geräte weit vorangebracht und später in Dessau wertvolle Kontakte zur Industrie geknüpft.
Er setzt sie als Dozentin für Industriegestaltung in den Werkstätten Keramik, Holzspielzeug und Metall ein. Im Februar 1949 schreibt er ihr zur neuen Abteilung:
„Es ist mir klar, daß diese abteilung auf die dauer viel zu tun haben wird. Wichtig ist, daß unsere leute lernen auf zeichnung sich vieles zu überlegen und eine zeichnung gründlich auszuarbeiten für die fabrikation. Dies wird sich auf mehrere gebiete erstrecken – und zwar sehe ich jetzt schon: beleuchtungskörper in ton, in metall, in holz, spielzeug in holz; geschirr in steingut und porzellan, geschirr in glas.“
Zu Marianne Brandts Schülern zählen Hans Brockhage (Spielzeuggestalter, Bildhauer) und Margarete Jahny (Formgestalterin), deren Arbeiten innovativen Geist ausstrahlen.